Am Abend des Schützenfestfreitages kamen die Bürgerschützen im Festzelt am Südwall zum Kommers zusammen. Dabei stehen in jedem Jahr die treffsichersten Mitglieder im Mittelpunkt. Besonderen Dank sprach der neue Oberst Frank Beier seinem Amtsvorgänger Marcel Damberg für seinen Einsatz in den vergangenen Jahren aus. „Ich schenke ihm heute keine Orden, denn derer hat er ja genug“, sagte Beier mit Augenzwinkern und holte einen Füllfederhalter hervor. „Ich denke, den kannst du besser gebrauchen, denn du bist jemand, der wichtige Dinge gerne verschriftlicht.“ Der Clou bei dem Geschenk: grüne Tinte. Diese steht nicht nur symbolisch für das Schützenwesen, sondern sei in Amtsstuben nur dem höchsten Posten vorbehalten. Damit spielte der Gratulant auf Dambergs beruflichen Werdegang zum Schulleiter an. Ehefrau Britta Damberg, die in der Vergangenheit bei so vielen Terminen auf ihren Gatten verzichten musste, erhielt gleich zwei Blumensträuße – Einen von Frank Beier und Einen von ihrem Mann, was sie sichtlich rührte.

Im feierlichen Rahmen des Bürgerschützenfestes wurden die Amtsgeschäfte des Oberst Marcel Damberg als Schützenbataillonskommandeur an seinen Nachfolger Oberst Frank Beier übergeben.

Marcel Damberg, der beruflich stärker eingebunden ist als bisher, verabschiedet sich aus seiner Position die er acht Jahre innehatte. Während dieser Zeit erschoss er sich die Königswürde im Jahre 2017.  „Wir haben einen kommandierenden Oberst verloren und einen Offizier der alten Schule für die I. Kompanie wieder gewonnen.“ 

Sein Nachfolger wurde der langgediente und bisherige Major Frank Baier der mit ihm den Militärischen Vorstand die letzten Jahre geprägt hat. Ein letztes Mal kommandierte Oberst Damberg die Abnahme des Bataillons, das auf dem neu gestalteten Marktplatz Aufstellung bezog. Ein prächtiges Bild bot sich dar, als neben den Formationen die zweispännigen Jagdwagen der Throngesellschaft vorfuhren.

Der Sponton ist eine Halbpike nach Art der Hellebarde wie sie bis Anfang des 16. Jahrhunderts von Offizieren der Infanterie neben dem Degen als Paradewaffe geführt wurde. In Preußen wurde der Sponton unter König Friedrich I. um 1688 eingeführt. Er war in fast allen europäischen Heeren verbreitet. Er galt auch als Standeszeichen der Infanterieoffiziere.

Das Jungschützenfest ist der letzte Termin der Formaldienstausbildung der Jungschützen, Offiziersanwärter und Fahnenabordnungen. Die Avantgarde des BSV hat in den letzten Jahren aus diesem Termin etwas ganz Besonderes gemacht: Vom Büfett auf Porzellan, über die Beförderungen, der Hut Taufe bis hin zum Jungschützen Königsschuss.

Pünktlich um 14 Uhr begann das Antreten in voller Uniform und mit Karabinern, wobei Spieß Julius Heuser genauestens auf die Einhaltung des Exerzierreglements achtete. Auch die neuen Fahnenoffiziere Leutnant Jan Hörster und Lt. Torben Hylsky nahmen am Exerzieren teil, um den sicheren Umgang mit dem Banner der Kompanie zu üben. Nach einigen Märschen durch die Bauernschaft Ester, kam die Kompanie wieder auf dem Hof an, wo Hauptmann Heiner Gosda den Inventarienverwalter OLt. Josef Ostermann begrüßte. Ostermann bedankte sie für den besonderen Empfang und übergab einen historischen Sponton als Geschenk an die Jungschützen. Aus Anlass seiner 25 jährigen Korpszugehörigkeit als Offizier und den Bedarf einer Spitze für die neue Jungschützenstandarte schaute sich Ostermann nach einem Sponton aus den 1840er Jahren um. Fündig geworden und nach Aufbereitung durch OLt. Raphael Fischer übereichte Josef Ostermann das historische Stück an den neuen Fahnenoffizier Lt. Jan Hörster.

Später ließ Hauptmann Heiner Gosda die Jungschützen zur Beförderung antreten Bent Gosda und Jan Peters erreichten dabei den höchsten im Jungschützenkorps zu vergebenden Dienstgrad Stabsfeldwebel. Stabsunteroffizier Phillipp Frenz wurde in seinem letzten Jahr als Jungschütze noch einmal zum Feldwebel befördert und bedankte sich bereits im Voraus mit einer Einladung zum Frühschoppen am Schützenfest-Donnerstag. Hausherr Hendrik Koch, sowie Andre Bockmühl erhielten im Anschluss an die Beförderungen ihr Offizierspatent aus der Hand vom Oberst Marcel Damberg. Als Fahnenoffizier der Jungschützen ist Bockmühl fortan Leutnant, Koch folgt als Major auf Frank Beier und ist nun stellvertretender Bataillonskommandeur.

Schließlich begann das Vogelschießen – ein heißes Rennen um die Königswürde der Jungschützen. Nachdem sich der Adler, geliefert durch Unteroffizier Leonard Kern, als zäh erwies, schaffte es Kammerbulle Jan Peters die Regentschaft zu erlangen.

Willi, wie Hochwürden, von allen liebevoll genannt wird, wurde im Gottesdienst Applaus gespendet. Doch die Worte, die Pfarrer Willi Stroband am Schützenfestfreitag in der St.- Bartholomäus – Kirche fand, beeindruckten nicht nur uns Bürgerschützen und unsere Gäste.

Der Geistliche, der gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Martin Frost den ökumenischen Gottesdienst zelebrierte, hob hervor, was Schützenfeste eigentlich wertvoll macht. Es sei jedem möglich sich „auch mal fallen zu lassen“, weil Menschen da seien, die einen auffangen. „Verbrüderung und Kameradschaft sind schöne Worte“, sagte er. Leider seien sie in unheilvollen Zeiten missbraucht worden, weshalb ihre Bedeutung lange Zeit in weniger gutem Licht gestanden haben. Inzwischen wisse man jedoch wieder, sie richtig zu schätzen, was Stroband sehr freute.

Majestäten brauchen Sonne – Der BSV im Lambertusdorf beim Stadtschützenfest

Bei hochsommerlichen Temperaturen nahmen der Bürgerschützenthron mit seiner Majestät Wolfgang Schroer und seiner Königin Marion Bussmann samt einer stattlichen Abordnung am Stadtschützenfest teil. Geleitschutz gaben ihnen die Königsoffiziere Leutnant Bastian Bienek (l.) und Leutnant Janis Bauer. Siebzig gekrönte Häupter aus der Stadt Ahlen stellten sich dem Wettkampf an der Vogelstange anlässlich des Stadtschützenfestes in Dolberg.

Unter der organisatorischen Federführung von Major Frank Beier und dem Oberbefehl von Oberst Marcel Damberg marschierte die Abordnung der Bürgerschützen als Teil des „Bataillon Ahlen“ mit zum Schützenplatz.

Strahlender Sieger beim Stadtschützenfest in Dolberg: Johannes Droste, Vorsitzender des Schützenvereins Dolberg, sicherte sich die Königswürde und übernahm das Amt vom Stadtschützenkönig Michael Dufhues (Gemütlicher Westen).

Mit der Geschichte der Funk- und Fernsehtechnik haben sich in diesen Tagen die Offiziere befasst. Dazu besuchten sie das Museum im Verstärkeramt St. Vit.

Oberst Marcel Damberg übernahm am Morgen bei Abfahrt am Restaurant „Chagall“ die Begrüßung der über 30 Schützen, darunter auch die amtierende Majestät Wolfgang Schroer. Dann ging es mit dem Bus auf Entdeckungstour. In den 1920er Jahren entwickelte sich Wiedenbrück zu einem Fernkabelknotenpunkt für das Telefon- und Fernschreibwesen. Im Zuge der Kriegsvorbereitungen begannnen im Jahr 1938 die Bauarbeiten für ein Verstärkeramt zur Signalanhebung, um die Verluste auf den Fernkabeln auszugleichen. Die 2000 Quadratmeter unterirdischen Bunker bekamen zur Tarnung ein nachempfundenes westfälisches Bauerhaus aufgesetzt. Noch heute ist für Passanten kaum erkennbar, welches Ausmaß die unterirdischen Räume mit ihren meterdicken Mauern im Untergrund haben.

In liebevoll zusammengetragenen Ausstellungen, teilweise in nachgebauten Wohnzimmern der Wirtschaftswunderzeit, lassen sich heute allerhand technische Entdeckungen machen. Grammophon, Röhrenradios, Telefone, Tonbandgeräte und Musikboxen versetzten die Schützen in frühere Zeiten. Inzwischen kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt der Anlage und betreibt dort auch ein kleines Cafe.

Im Anschluss an die von Oberleutnant Josef Ostermann ausgearbeitete Museumstour ging es zur Führung durch die Wiedenbrücker Altstadt, bei der spontan auch Kontakte zum Wiedenbrücker Bürgerschützenverein St. Sebastian geknüpft wurden.

Einen gemütlichen Ausklang gab es im Hause Schroer, in Ahlen bei einem Biwak. „Königinnen Mutter“ Ulrike Schroer (Sprecherin der Gemeinschaft der Königinnen) und seine Majestät Wolfgang  Schroer luden zum Abendessen und ein Bier um ein Lagerfeuer ein. Gerüchten zu folge sollen die letzen Gäste kurz vor Mitternacht gegangen sein. AZ Christian Wolff

Nicht nur repräsentative Aufgaben hat seine Majestät Wolfgang Schroer als König der Bürgerschützen, sondern auch Einfluss nehmen und Mitgestalten sind Spuren, die der anstierende König in seinem Regentschaftsjahr in der Vereinsarbeit des Vorstandes hinterlässt. Hier auf der Jahreshauptversammlung im „Chagall“. (v.l.) König Wolfgang Schroer, Hauptmann Oliver Rasfeld (Schriftführer), Oberleutnant Holger Steinhoff (II. Vorsitzender), Hauptmann Horst Schenkel (I. Vorsitzender) und Oberleutnant Thomas Klotz (Schatzmeister).

 

Energiepolitik und Kraftwerkstechnik in NRW

In der Besichtigungsreihe Energiepolitik und Bergbautechnik in NRW besichtigten die Offiziere im letzten Jahr den Braunkohle – Tagebau der RWE Power AG, die Grube Garzweiler I. In diesem Jahr nahmen sich das Offizierskorps getreu dem Motto: Energiepolitik ganz in unserer Nähe, das Schwarzkohlekraftwerk Westfalen der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke AG (RWE) im Uentroper Stadtteil Schmehausen vor. Auf Europas größter Kraftwerksbaustelle wurden zwei neue 800 Megawatt Steinkohleblöcke für je 1,2 Milliarden Euro im Jahre 2014 an der Lippe errichtet. 2015 ging aber nur Block E ans Stromnetz, da noch in der Betriebnamephase aufgrund schwerwiegender technischer und wirtschaftlicher Probleme Block D wieder stillgelegt wurde.

Ein Atomreaktor der Technik „THTR“ Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor-300 befindet sich auch noch auf dem Kraftwerksgelände. Er ging 1983 in Betrieb und wurde vom Betreiber 1989 außer Betrieb genommen. Das schwer strahlende Material befindet sich heute im Atomzwischenlager in Ahaus.

Seit 1963 gibt es das Kraftwerksgelände in Schmehausen mit zwei 152-Megawatt-Blöcken (A und B). 1969 kam ein weiterer Block (Block C) mit einer Nettoleistung von 284 Megawatt hinzu. Während die Blöcke A und B noch für eine Mischfeuerung mit Öl ausgelegt waren, wurde Block C von vornherein für den alleinigen Einsatz von Steinkohle konzipiert. Die Blöcke wurden mit Inbetriebnahme von Block E 2015 stillgelegt.

Die Kohle wird über den Datteln-Hamm-Kanal zum Kraftwerk gebracht; sie stammt aus Osteuropa und aus Übersee (Australien, Südafrika und Südamerika). Bis Ende des Jahres wird noch etwas Kohle aus den 2 deutschen Bergwerken Prosper – Haniel (Bottrop) und Bergwerk Ibbenbüren zugefeuert. Dann endet der deutsche Steinkohlebergbau.

Zwei sportliche Herausforderungen stellten sich dem Offizierskorps mit der Radtour nach Hamm Untrop. Die eine ganz Sportliche auf der Wasserskianlage Uentrop und die nicht ganz so Herausfordernde zum Kraftwerk Westfalen. Der Einladung des Offizierkorps sind auch zahlreiche Jungschützen als Gäste gefolgt. Nach Besichtigung des Kraftwerks grillten gemeinsam die beiden Gruppen an der Wasserskianlage. Am späten Nachmittag ging es per Rad und über die Lippefähre zurück nach Ahlen, wo Offiziere und Jungschützen noch einen gemütlichen Abschluss des Ausfluges im Vereinslokal „Chagall“ verbrachten.