Königswürden
Die außergewöhnlich lange Regentschaft von Thomas Klotz hat ein Ende: Nach 1092 Tagen im Amt konnte der Bürgerschütze am Abend des Fronleichnamstages endlich das Zepter weitergeben – und zwar an Bernhard Büscher, der den langen Kampf an der Vogelstange um 19.23 Uhr mit dem 262. Schuss endlich beendete.
Vorausgegangen war ein echtes Bilderbuch-Schützenfest unter blauem Himmel und auf einem neuen Festplatz, der allseits Anklang fand. „Hier solltet ihr jetzt immer feiern“, war auch der Tenor eines Schützenbruders aus dem befreundeten Verein in Herringen.
Doch auch schon in den Stunden zuvor ging es ausgelassen zu. Jungschützen und Offiziere hatten sich zur Einstimmung im Garten des Vereinslokals „Chagall“ getroffen, um danach unter den schattigen Bäumen des Stadtparks zum ersten Mal gemeinsam anzutreten. Der Umzug zum Marktplatz, wo Totenehrung und Kranzniederlegung folgten, war dann auch mit dem glanzvollen Abschiedsauftritt des scheidenden Hofstaats verbunden. Vorsitzender Carsten Heitfeld hob in seinen Begrüßungsworten hervor, dass es gerade in diesen Zeiten zwischen Pandemie und Krieg in Europa nicht selbstverständlich sei, ein solches Fest feiern zu dürfen. „Wir halten an unseren Werten fest und stellen sie gerne nach außen dar“, sagte er. Der Verein wolle ein Zeichen setzen. „Deswegen lassen wir uns an diesem Wochenende die Freude nicht nehmen.“
Großen Dank richtete der Vorsitzende auch an Bürgermeister Dr. Alexander Berger und sein Team aus der Verwaltung, die gemeinsam mit dem Bürgerschützen-Vorstand an einem Strang gezogen haben, um den Wechsel des Festplatzes schnell und unkompliziert über die Bühne zu bringen. „Das hat uns aus einer großen Misere befreit“, so Heitfeld.
Schließlich waren über dem Hela-Gelände die ersten Schüsse zu hören und die Insignienschützen begannen, ihr Werk zu verrichten. Als besonders treffsicher erwies sich dabei Inventarienverwalter Josef Ostermann, der neben Apfel (42. Schuss) und Zepter (43. Schuss) sogar noch den rechten Flügel (128. Schuss) von der Stange holte. Martin Büscher landete einen doppelten Treffer: Mit dem 132. Schuss sicherte er sich den Stoß, nachdem er mit dem 72. Schuss bereits die Krone heruntergeholt hatte. Und als Herr des linken Flügels notierte Schießwart Patrick Sunderkemper den Schützenbruder Winfried Brüggemann.
Was folgte, waren erstaunlich wenig Aspiranten und lange Schießpausen, die dafür sorgten, dass sich die Zaungäste vermehrt an den Ständen und vor dem Zelt tummelten als an der Vogelstange. „Will denn heute keiner König werden?“, fragte Oberst Frank Beier in die Runde, während einige Schützen die Suche nach möglichen Kandidaten aufnahmen. Den einen oder anderen Schuss setzten dann immerhin Gerd Buller und Sebastian Wels ab, bis mit Bernhard Büscher letztlich ein Kamerad nach vorne schritt, der es sich – nach Absprache mit der Familie – durchaus zutraute, dieses besondere Amt zu übernehmen.
Quelle: AZ, von Christian Wolff