Schon vor zwölf Jahren, als der Bürgerschützenverein Ahlen sein 325-jähriges Bestehen feierte, belegten Dokumente der einstigen Dreikönigsbruderschaft, dass das Ahlener Schützenwesen noch um einiges älter ist als angenommen. Bernd Schulze Beerhorst und Jürgen Rheker, beide ehrenamtlich auf den Spuren der Stadtgeschichte, haben in den Folgejahren weitergeforscht.
„Die alten Protokollbücher der Dreikönigsbruderschaft, die sich im Staatsarchiv befinden, wurden kopiert, übersetzt und ausgewertet“, sagt Josef Ostermann. Der Inventarienverwalter des Bürgerschützenvereins ist aktuell mit der Vorbereitung einer Ausstellung zum Schützenwesen betraut, die zum Stadtjubiläum „800 Jahre Ahlen“ konzipiert und am Freitagabend eröffnet wird.
Aus diesem Anlass ließ er einen historischen Stempel, der auf den über 300 Jahre alten Dokumenten immer wieder auftaucht, rekonstruieren. „Wir haben dazu mit dem Werbetechniker Sascha Abel einen Scan soweit bearbeitet, dass eine Nachbildung in Auftrag gegeben werden konnte“, erklärt Josef Ostermann im Redaktionsgespräch. „Florebit – Iustus – Semper“ ist auf dem Abdruck kreisförmig zu lesen. In der Mitte ist eine Dame mit Blumen abgebildet, flankiert von den Buchstaben „I P“ und „A N“. Wofür sie stehen, ist unklar.
Die lateinischen Worte bedeuten frei übersetzt so viel wie „Die Gerechten werden gedeihen“. Josef Ostermann kann sich vorstellen, dass sich dieser Leitgedanke bis heute in folgendem Ausspruch, der von den jeweiligen BSV-Vorsitzenden meistens zu öffentlichen Veranstaltungen verwendet wird, erhalten hat: „Möge der Bürgerschützenverein blühen, wachsen und gedeihen“.
Was die Durchforstung der Dokumente angeht, ist der Inventarienverwalter sehr stolz auf die Leistung von Jürgen Rheker und Bernd Schulze Beerhorst: „Das kann man ihnen gar nicht hoch genug anrechnen.“ Rheker hatte 2011 bis dahin unveröffentlichtes Archivmaterial zum „vergessenen“ Schützenfest von 1939 sowie neu entdeckte Quellen zur „Abstammung“ der Bürgerschützen von der bereits 1544 erstmals urkundlich erwähnten Dreikönigsbruderschaft zusammengestellt und 2012 veröffentlicht. Er sah schon damals Ansatzpunkte für weitere Forschungen.
Drei Protokollbücher der Dreikönigsbruderschaft Ahlen geben Auskunft über Mitglieder, deren Abgaben und Eigenarten, weisen außerdem Namen aus, die bis heute geläufig sind. Solche Bruderschaften, auch Landwehren genannt, hatten die Aufgabe, die Stadt zu verteidigen und die Stadtmauern zu sichern. Und dass zu allem Ernst auch die Geselligkeit gehört, wussten die Schützen schon damals, wie jene Rechnungen über gestiftete Bierfässer zeigen.
Dass Schützenvereine auch in heutiger Zeit für Bürgersinn und gelebte Solidarität stehen, soll bei der Ausstellung in Zusammenarbeit mit vielen Aktiven aus diesem Sektor gezeigt werden. Jeder Schützenverein in Ahlen, Dolberg und Vorhelm ist dabei vertreten.
Fotos und Text: Christian Wolff, Dirk Rösner